Online-Design mit CANVA – Ein Überblick

Online-Design mit CANVA – Ein Überblick

Seit einigen Wochen tauchen bei uns vermehrt Druckdaten auf, die in Canva erstellt wurden. Es scheint das neue Lieblingsprogramm einiger Kunden zu sein, die kein Geld in teure Adobe-Software stecken wollen oder können.

Online-Design mit CANVA – Ein Überblick

Canva ist ein Paradoxon: eine Grafikdesign-App, mit der man entwerfen kann, ohne sich mit Gestaltung auszukennen. Auf der Homepage findet man die Aussage: „Canva … ist eine Plattform für Online-Design und visuelle Kommunikation mit dem Ziel, jeden auf der Welt zu befähigen, alles entwerfen und überall veröffentlichen zu können.“

Das sagt eigentlich schon alles. Gestaltung ohne Kenntnisse: wie soll das funktionieren? Mithilfe von hunderttausenden von Vorlagen, die man einfach selbst anpassen kann. Man gestaltet also meist gar nicht, sondern man arrangiert das Vorgestaltete neu, ändert hier und da ein Bild oder eine Farbe – und schwupps ist der neue Entwurf fertig.

Leider funktioniert die Welt nicht so einfach. Das ist ungefähr so, wie wenn man bei Dr. Google etwas über seine kranke Leber gelesen hat und sich jetzt für einen Arzt hält.

Für Online-Geschichten und einfache CMYK-Drucke scheint das noch zu gehen, aber wenn es um das Anlegen von Sonderfarben geht (z.B. für Veredelungen) steigt das Programm aus. Ebenfalls ist die Gefahr groß, dass die Kunden die Daten mit falschem Farbprofil ausgeben und es zu starken Farbabweichungen kommt. Profilierung von Daten ist ja ohnehin schon ein kompliziertes Thema. Also die Profilierung ist kinderleicht, aber wenn man nicht weiß, was man macht, dann kann das ganz schnell in die Hose gehen. Pantone oder HKS kann man damit gar nicht ausgeben, oder wir haben die Funktion nicht gefunden.

Drucken ist eine komplexe Abfolge von Arbeitsschritten mit vielen Beteiligten. Da hat sich eine Photographin große Mühe gegeben, anständige Bilder abzuliefern. Ein Texter lieferte den Inhalt. Eine ganze Gruppe von Grafikern und Reinzeichnern macht daraus druckbare Daten und eine Druckerei realisiert die Entwürfe auf Papier. Ab da geht es noch weiter: man kann noch prägen oder stanzen, falzen oder binden. Jeder dieser Schritte in der Prozesskette kann einen Fehler hineinbringen.

Erstellt man nun als Person, die von Gestaltung keine große Ahnung hat, in einem derartigen Programm Druckdaten, dann läuft man Gefahr, sich statt Kostenersparnis einen ganzen Rattenschwanz an Nacharbeit und versteckten Kosten ins Haus zu holen.

Denn Daten, die nicht richtig druckbar sind, verursachen entweder fehlerhafte Produkte, die dann erneut zu drucken sind (diesmal hoffentlich ohne Fehler aber dennoch auf eigene Kosten). Oder sie führen bei Entdeckung in der Druckvorstufe zu Mehrarbeit, die nicht eingeplant war: Korrekturen werden fällig, die im Zweifelsfall von der Druckerei ausgeführt werden und zu Nachberechnungen führen. Beispielsweise erhalten wir in der Druckerei Druckdaten in RGB und wundern uns, denn gedruckt wird seit jeher in CMYK. Dann finden wir heraus, dass in Canva standardmäßig Druckdaten in RGB ausgegeben werden, außer man leistet sich das kostenpflichtige Canva Pro. Dann geht auch die Datenausgabe in CMYK. Wer aber von Gestaltung nichts versteht, weiß auch von RGB und CMYK nichts, findet den Fehler also gar nicht erst, sondern schickt der Druckerei einfach falsche Daten. Meldet man sich dann zurück mit der Bitte um druckbare Daten, dann schaut man in ganz große Augen … also machen wir es selbst und berechnen den Mehraufwand!

Und das ist nur ein Beispiel. Wir könnten noch aus dem Nähkästchen plaudern über Linienstärken, Beschnittzugabe oder eben die Profilierung. Standardmäßig kommen die Daten profiliert für US Web coated. Das ist Rollenoffset für gestrichenes Papier in Nordamerika. Das ist nichtmal in Europa … hier druckt man mit PSO coated v3. Bei so einem Profil werden die Farben ganz anders dargestellt. Falsche Ergebnisse sind mit Canva vorprogrammiert.

Unser Fazit: heutzutage will ja jeder was mit Medien machen und sich gleich Designer nennen. Aber Gestaltung ist ein Handwerk. Da stecken Überlegungen dahinter und es gibt Erfahrungen, die in Gestaltung einfließen. Will man sich die damit verbundenen Kosten sparen, so spart man am falschen Ende, denn die Ergebnisse werden nicht besser. Für Ungeübte ist das aus unserer Sicht eher nichts.

Für Profis, die sich auskennen, ist Canva auch keine große Stütze, denn die eigentlichen Einstellungsmöglichkeiten sind so rudimentär, dass man nur oberflächlich Bilder tauschen oder Farben ändern kann. Profile gehen nicht, für CMYK braucht man die Pro-Version und allein die Einarbeitung, wenn man Adobe oder Quark gewohnt ist, braucht auch ihre Zeit.

Für schnelle Online-Gestaltung ein nettes Tool, aber bitte nicht für den Druck.

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